Marvel-Mittwoch: Darth Vader #45, The High Republic #6 und Thrawn: Alliances #4

Dieser Marvel-Mittwoch bringt mal wieder eine bunte Mischung an Geschichten. Die Fans der Sith dürften sich über Darth Vader #45: The Martyrium of Frozen Tears freuen, die Freunde der Hohen Republik über The High Republic #6: The Hunted, Part 1 und die nicht kleine Anhängerschaar von Großadmiral Thrawn über den (vorerst?) letzten Teil der Roman-Adaption Thrawn: Alliances #4.

Achtung: Wie immer besprechen wir im Marvel-Mittwoch die Handlung der Comics, sodass sowohl der Beitrag als auch die Kommentare Spoiler enthalten können.

Eine besondere Lesereihenfolge ist nicht zu berücksichtigen.

Darth Vader #45 – rezensiert von  Tobias

Darth Vader #45 (10.04.2024)
Darth Vader #45 (10.04.2024)

Willkommen zum vorvorvorvorvorletzten Heft der Darth Vader-Reihe (2020)!

*Sektkorken erklingen im Hintergrund, die Menge tobt*

Lasst uns gemeinsam eintauchen in eine klassische Ausgabe, mit Rückbesinnung auf was gebrauchtes, was neues und was blaues. Zudem viele Schneeflocken und Jedi-Beichten. All das in dieser Ausgabe!

Zum Inhalt

Wir haben ihn gefunden! Den letzten Fan von Darth Vader: Enric Pryde! Denn genau wie er von ihm schwärmt und alle drum herum vom Hass auf ihn reden, ist es auch in der realen Welt. Ich hätte nie vermutet, dass ich mich einmal so repräsentiert in dieser Reihe fühlen würde, wie am Anfang dieser Ausgabe. Pak nutzt gekonnt den Hass auf die Darth Vader-Reihe und verlagert diesen metaphorisch durch seine Underlings auf den Dunklen Lord selbst. Brillantes Writing!

Ebenso brillant ist die Einsicht, dass ihm nur oder immer noch 5 weitere Ausgaben bleiben (entfernte Sektkorken knallen erneut) und weil man nicht mehr weiß, wie man den Schism-Plot strecken kann, lässt man einfach die Hälfte des Heftes damit verstreichen, dass alle nochmal ihre persönliche Leidens- und Weggeschichte mit Darth Vader erzählen können. Wir Lesende danken es ihnen von ganzen Herzen, denn solange kann Pak wenigstens keine neuen Untaten mehr mit dem Dunklen Lord anstellen.

Wobei, Moment, das Heft hat ja noch ein paar Seiten und da finden sie auf Tython (was schneebedeckt ist), eine Art Jedi-Beichtstuhl, wo diese sich darüber ausließen, welche schweren Fehler sie gemacht haben. Und zwar nicht nur Meister lang vergangener Generationen, sondern auch Luke Skywalker musste ein Geständnis ablegen: Er hat darüber nachgedacht, wie es wäre, wenn er Vaders Angebot angenommen hätte. Es ist soweit! Pak und Co. erinnern sich wieder daran, dass sie ja immer noch zwischen Episode V und VI wüten und nun langsam zu einem Übergang kommen müssen. Also rutscht die Hauptmission mal kurz in den Hintergrund und Vader konzentriert sich wieder mal auf seinen Sohn: Er kommt zu ihm und wird ihm bei der Entscheidung helfen. Zu freundlich, doch vorher muss er noch fünf Ausgaben füllen. Gedulde dich bis dahin Luke, es fällt uns allen schwer, aber so ist das nun mal.

Immerhin die Idee, dass Pryde nicht daran glaubt, dass Vader bei seinem Kreuzzug für Ordnung in der Galaxis aufgehalten werden könnte, gefiel mir. Denn natürlich kann sich keiner diesen Dunklen Lord verwundbar durch einen Sohn vorstellen, was am Ende aber der Fall sein wird und ihn von der imperialen Seite löst. Warum Pryde jetzt ausgerechnet mit beim Verschwörungsgrüppchen rumrennen muss, wo er doch später der größte Unterstützer des an Monitorarmen hängenden Sidious wird, stellt sich ja vielleicht noch heraus, laut Vorschauen soll es ja auch nochmal einen Abstecher nach Exegol geben. Was man nicht alles so erlebt in den wenigen Monaten zwischen den Filmen…

Die Zeichnungen

Adam Gorham und Paul Fry leisten solide Arbeit, auch wenn mir die Proportionen mancher Figuren von Einstellung zu Einstellung etwas zu wechselhaft wirkten. Zudem wirkt Moore nicht mehr so aalglatt wie bisher und noch manischer als ohnehin schon. Insgesamt würde ich die Arbeit von Raffaele Ienco bevorzugen, aber der hatte das Glück, die Reihe schon früher mal kurz hinter sich zu lassen, kehrt aber ab Ausgabe 46 wieder zurück.

Fazit

Darth Vader liefert uns heute wieder den üblichen Querschnitt, gewürzt mit selbstreferenzieller Hass-Liebe, die metaphorisch auf die handelnden Figuren projiziert wird, doch eigentlich das Fandom rund um diese Reihe meint. Pryde ist dabei Vertreter der wenigen Verfechter, während der Rest die Argumente kaum als solche identifizieren kann. Der Rest ist klassisches Schema-F, nur wieder mal ergänzt vom etwas vergessenen Schema des Vater-hilft-Sohn-bald-im-Film-Problems, an das sich Pak als auch die Leser langsam mal erinnern müssen, denn es bleiben nur noch fünf Ausgaben! (Jetzt sind schon 3 Sektflaschen auf…)


The High Republic #6 – rezensiert von Patricia

The High Republic #6 (10.04.2024)
The High Republic #6 (10.04.2024)

Wie letzte Woche bereits angedeutet reisen wir im neusten Heft der The High Republic-Reihe zurück in die Vergangenheit. Ein kleiner Fehler schlich sich hier bereits auf die Seite des Lauftextes, der uns Kapitel 2 verspricht, während wir eigentlich noch am Beginn des Handlungsbogens sind. Nun ja, es geht zumindest nicht nur in der Zeit zurück, sondern auch „Back to the Light“.

Die diesmonatige Ausgabe nimmt sich Zeit, um Teys Hintergrund zu erzählen, setzt dabei für das volle Verständnis aber klar auf das Vorwissen aus Phase II. Mir hat gut gefallen, dass hier nicht noch einmal die ganze Story der vorangegangenen Phase aufgerollt wurde. So bleibt Tey für Fans, die Phase II noch nicht gelesen haben, noch etwas ominös, aber kein komplettes Mysterium, und Personen mit mehr Vorwissen bekommen einfach einen weiteren Einblick in seine Charakterentwicklung. Dies unterstreicht auch, dass das Ende der zweiten Phase nicht das Ende der einzelnen Charakterreisen bedeutet. Vermutlich ist es aber insgesamt die angenehmere Leseerfahrung, wenn man zumindest den Comic mitverfolgt hat und die Geschichte um die Hand von Siberus kennt. Diese scheint nämlich auch bei den Jedi bekannt zu sein und wird daher nicht großartig weiter erklärt. Dass Tey auch Vildars Lichtschwert bei sich trägt, ist ein bittersüßes Detail.

Die Handlung des Flashbacks hat mich nicht komplett mitgerissen, dient jedoch als gute Stütze für die Erklärung rund um Teys Talent mit dem Sith-Artefakt. Der Rückblick soll eben nur einen kleinen Einblick geben und schafft es, dass ich, obwohl ich nie so richtig mit Vildar und Tey warm wurde, zumindest gerne noch ein paar Momente aus der Zeit nach der Schlacht von Jedha sehen würde. Die Convocation mit ihren vielfältigen Machtnutzenden wirkt auf mich dabei weiterhin wie das MCU der Hohen Republik, was im Hinblick auf die fehlende Diversität im Jedi-Orden Richtung Prequels einen ziemlich großen Kontrast darstellt und vielleicht daher etwas aufgebunden wirkt. Wichtiger ist allerdings der Konflikt um Tey, den ich besonders interessant fand. Dieser kommt nämlich nicht von seinen alten Verhaltensmustern los und wird in seiner Straftätigkeit rückfällig. Schade, dass dies nur angeschnitten und nicht weiter ausgearbeitet wurde, ich würde mir mehr Deails zu diesen Krisen wünschen! Ebenso spannend wäre es zu erfahren, was genau da eigentlich zwischen Vildar und Tey vor sich geht. Ohne Frage ist dies ein Moment, der einige Leser:innen begeistern wird. Außerdem wird es bestimmt Spaß machen, die Reihe der zweiten Phase aus heutiger Sicht noch einmal zu lesen. Dennoch hätte ich mir auch hier gewünscht, dass uns dieser Moment nicht einfach so dahingeworfen wird. Ich wüsste gerne mehr über die Gefühle der Charaktere und deren Gedankenwelt, über die Konsequenzen dieser Beziehung und über die Entwicklung im Jahr seit der Schlacht. Aber vielleicht öffnet Cavan Scott hier ja auch eine Tür für kommende Geschichten. Auch wenn ich Vildar und Tey nie wirklich aus romantischen Augen betrachtet habe bin ich mir sicher, dass dies Einige glücklich machen würde. Und in der Hoffnung auf etwas mehr internalen Einblick würde ich definitiv dazugehören.

Zuletzt lohnt es sich noch, kurz die Handlung in der Gegenwart anzusprechen. Neben der berechtigten Skepsis der Zwillinge sind besonders die Hinweise auf die „Children of the Storm“ interessant. Eigentlich wurden uns diese ja bereits im letzten Handlungsbogen angekündigt, deswegen hoffe ich, dass wir in diesem nun etwas mehr über sie erfahren. Außerdem bin ich gespannt, ob Sskeer so gefasst bleibt wie in dieser Ausgabe oder ob der Vulkan doch noch Mal explodiert. So ganz überzeugt bin ich von seiner Rückkehr noch nicht, da die Geschichte an diesem Punkt auch ohne ihn auskommen würde und es Keeve etwas mehr Tiefe verliehen hätte, mit seinem Verlust umzugehen, aber bleiben wir mal gespannt auf die Zukunft. Ein kleines Highlight war für mich erneut Lourna, die nach unwilliger Verbündeter nun auch noch unfreiwillige Kindersitterin ist. Diese Ironie in allem, was sie sagt und tut ist einfach unfassbar amüsant anzusehen. Etwas verwirrend fand ich dann das Ende des Heftes, das ziemlich zufällig scheint. So richtig spannend war der Cliffhanger nicht, aber er passt zumindest zum generell eher ruhigen und bedachten Tempo des Heftes.

Zu den Zeichnungen

Die Zeichnungen stammen fortan nicht mehr von Ario Anindito, sind aber dennoch von wirklich guter Qualität. Jim Towe und Laura Braga haben hier von Anfang bis Ende solide Arbeit geleistet und es geschafft, dass die Protagonist:innen ihre Charakterzüge behalten. Die Bewegungen wirken dynamisch und sind gut nachzuverfolgen. Auch die Szenerie auf Jedha haben sie gut eingefangen, sodass man als Lesende wieder in Phase II zurückversetzt wird. Die Farben von Jim Campbell waren ebenfalls angepasst an das Setting. An der zeichnerischen Umsetzung habe ich daher nichts auszusetzen.

Fazit

The High Republic #6 überzeugt mit einem angenehm ruhigen Erzähltempo und einem interessanten Einblick in die vergangene Entwicklung einiger Charaktere. Diesem Rückblick merkt man jedoch die begrenzte Seitenzahl einer Ausgabe an, denn auch wenn hierdurch erzählerische Türen für die Zukunft geöffnet werden, bleiben die Kernkonflikte etwas blass. Für den Rahmen, der zur Verfügung stand, reicht dies aus und sollte Lesende mit und ohne Vorwissen abholen können, für das große Ganze würde ich mir jedoch noch den einen oder anderen Entwicklungsschritt mehr wünschen.


Thrawn: Alliances #4 – rezensiert von Lukas

Thrawn: Alliances #4 (10.04.2024)
Thrawn: Alliances #4 (10.04.2024)

In den nun drei Jahren, in denen ich beim Marvel-Mittwoch mitwirke und dabei schon einige Reihen und One-Shots übernommen hatte, bin ich niemals so derart verwirrt von einem einzelnen Comic-Heft zurückgelassen worden, wie heute. Woran das liegt? Dafür gehe ich den untypischen Weg und stelle mein Fazit ausnahmsweise voran, das sich aber schnell zusammenfassen lässt durch die einfache Frage:

Was genau bitteschön ist hier passiert?!

Gerade als man denkt, dass sich die Miniserienadaption der Romanvorlage wieder an ihre Stärken erinnert und genügend Zeit in den einzelnen Szenen verweilt, damit Figuren miteinander interagieren können, Settings und Orte erforscht werden und es dem Heft erlaubt ist, einfach mal zu atmen – selbst wenn man der zu krass gequetschten Handlung sogar als Kenner des zugrunde liegenden Romans dank der Versäumnisse in den Ausgaben 2 und 3 nicht mehr wirklich folgen kann – … ja, was genau geschieht dann eigentlich? Die Adaption bricht einfach ab! Schluss, aus, Ende! Die letzte Ausgabe einer von Anfang an als vierteilige Miniserie angekündigten Comic-Miniserie beendet dessen Handlung dreisterweise nicht. Genau genommen beendet das Heft sogar überhaupt keinen Handlungsstrang daraus, sondern lässt die Auflösungen sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart und aller Figuren einfach in der Schwebe hängen. Das eigentliche Ende von Thrawn: Allianzen ist hier noch lange nicht in Sicht, wohingegen nach der vierten Comicausgabe schon Schluss ist. Und nein, es wird kein super geheim gehaltenes fünftes Heft überraschenderweise angekündigt, noch auf eine baldige Auflösung verwiesen, nichts dergleichen. Stattdessen wird die letzte Seite nur für Werbung der Sammelbände der ersten kanonischen Darth Vader-Reihe von Kieron Gillen genutzt, weil!

Dazu beim plötzlichen Cliffhanger nur der Hinweis „The End?“, mit einem Fragezeichen ausgestattet, das nicht große genug sein könnte, um meine Verwunderung über diese Entscheidung nur ansatzweise widerzuspiegeln. Da hilft es auch nicht, dass Padmés Handlungsstrang endlich kurz vor knapp noch mehr Aufmerksamkeit bekommt. Oder die nette Umsetzung einer Highlightszene aus dem Roman mit Anakin und Thrawn. Oder Rukhs lange überfälliger, großer Auftritt. Vaders und Thrawns Dialoge. Obwohl der Lesefluss in der Tat wieder allgemein eine Stufe über dem der letzten beiden Hefte war, kann nichts darüber hinwegtäuschen, dass ich mich ein paar Seiten vor Schluss bereits fragte, ob das Heft doch wieder Überformat hat, unmöglich kann man die noch ausstehenden Auflösungen in die paar Seiten quetschen. Der Blick auf die digitale Seitenzahl verrät: Siehe da, das wurde sie noch nicht mal! Warum also? Warum genau wurde von der bei Marvel verantwortlichen Redaktion hier so entschieden und gehandelt? Man könnte jetzt spekulieren, aber dabei würden nur abstruseste Szenarien herauskommen. 

Pat Olliffe und Andrea Di Vito hatten anscheinend auch nur noch bedingt Lust auf die zeichnerische Gestaltung des Ganzen, denn der Vergangenheitsplot um Padmé und die Sturmtruppen in der Gegenwart sehen in diesem Heft sehr hässlich aus. Einzig Szenen mit Vader und Thrawn gemeinsam können punkten und an die erhoffte optische Qualität aus dem Auftakt anknüpfen, vor allem was Rachelle Rosenbergs Spiel mit den Rottönen ihrer beiden Augen angeht, wann immer sie miteinander sprechen.

Fazit

Siehe oben. Das Heft ergibt so wie es ist trotz vorhandener Qualitäten – und einzeln betrachtet Rang 2 innerhalb der Reihe – unter den gegebenen Umständen nur mäßig Sinn. Es setzt dem Erscheinen der gesamten Miniserie, vom Anteasern in Revelations (2023) bis zur künftigen Veröffentlichung des Sammelbands, ein großes Fragezeichen vor, welches Zweifel aufkommen lässt, was überhaupt die Daseinsberechtigung dieses eigentlich interessanten Projekts gewesen sein soll. Vielleicht markiert das aber nun einfach das schnelle und unrühmliche Ende von Comic-Adaptionen großer Kanon-Romane.


Die beiden noch weiterlaufenden Reihen finden mit Darth Vader #46 und The High Republic #7: The Hunted, Part 2 am 8. Mai ihre Fortsetzung. Den nächsten Marvel-Mittwoch bestreitet Mace Windu #3 dann wieder allein.

Wir bedanken uns bei Marvel für die Bereitstellung der digitalen Vorab-Exemplare, ohne die unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.

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