Rezension: Die Hohe Republik – Abenteuer, Band 6: Der namenlose Schrecken

Am kommenden Dienstag erscheint bei Panini mit Die Hohe Republik – Abenteuer, Band 6: Der namenlose Schrecken die deutsche Übersetzung der als Graphic Novel angelegten Minireihe, die ursprünglich von Februar bis Mai 2023 bei Dark Horse erschienen ist. Der primäre Unterschied zur klassischen Reihe ist, dass die Einzelhefte 40 Seiten statt der üblichen 32 Seiten hatten, weshalb der Sonderband trotz seiner nur vier Hefte auf einiges an Inhalt kommt. Die Geschichte ist – entgegen dem, was die Bandnummer vermuten lässt – keine Fortsetzung der Sav Malagan-Story, die in Band 5 begann, sondern eine für sich stehende Erzählung, die sehr lose an Das Monster vom Tempelberg aus der ersten Phase anknüpft. Savs Geschichte geht dann erst in Band 7 weiter, was der Orientierung in der Die Hohe Republik – Abenteuer-Reihe nicht besonders zuträglich ist.

Gestrandet in der zweiten Phase

So, nach diesem überlangen Prolog, der aus der ungünstigen Nummerierung der Bände bei Panini resultiert, kommen wir nun zum Inhalt. Wie es bei Phase II der Hohen Republik – welche 150 Jahre vor der ersten spielt und die Grundlage der Nihil und der Namenlosen ergründen soll – mittlerweile üblich ist, ist auch diese Geschichte nicht besonders stark mit dem Rest der Phase verbunden. Im Gegenteil: Die ganze Anlage der Handlung rund um den Absturz und die Isolation der handelnden Figuren schreit förmlich danach, dass sie überall spielen könnte. Tatsächlich lassen ein paar Äußerungen jedoch den Schluss zu, dass sie während oder kurz nach Cataclysm (Die Vernichtung) und damit dem zweiten Erwachsenenroman der zweiten Phase spielt. Wichtig ist dies jedoch eigentlich kaum.

Dass die Story dennoch in der zweiten Phase spielt, merkt man zumindest im Ansatz an dem Pfadfinder-Team sowie an Meister Rok, den wir bereits aus Die Suche nach der verborgenen Stadt kennen. Er hat ein gewisses Händchen dafür, abzustürzen, schließlich ist ihm das auch schon auf Gloam passiert. Im Rampenlicht steht jedoch Coron, der auf unnötige und auch noch die Kontinuität störende Weise mit der ersten Phase verbunden wird, was vermeidbar gewesen wäre. Denn er ist der Meister des Meisters von Ty Yorrick, die wiederum zwischen zwei Aufträgen an Bord ihres Schiffes die Geschichte KL-03 erzählt. Klingt unnötig verankert, ist es auch. Zumal Tys Gegenwartshandlung keine inhaltliche Relevanz hat (abgesehen vom Ende, aber das hätte man auch in Phase III unterbringen können), sondern sie die Geschichte nur zu erzählen scheint, weil sie in Phase I so beliebt war.

Schlechter Einfluss der zweiten Phase

Das ich mich nicht als Fan der zweiten Phase bezeichnen würde, dürfte in den bisherigen JediCasts und einigen Rezensionen bereits deutlich geworden sein. Nun es ärgert mich aber um so mehr, wenn eine Story, die in der zweiten Phase spielt, auch Einfluss auf die Kontinuität in der ersten Phase nimmt. Das gleiche Phänomen kennen wir bereits aus der enttäuschenden Fehde zwischen den Jedi und den Leuten von Dalna, die keine zufriedenstellende Grundlage in der zweiten Phase erhielt und damit in der ersten nun rückwirkend zu übertrieben wirkt. Nun erwächst ein ähnliches Problem durch die Erzähler-Rolle von Ty Yorrick.

Denn auf dem Planeten sind natürlich – dem Namen des Heftes entsprechend – nicht nur Jedi und Pfad-Mitglieder abgestürzt, sondern auch die Schoßtiere des Kults. Die Namenlosen machen sich über die Jedi her und Ty erzählt in einem Detailgrad der seinesgleichen sucht, was damals alles passiert ist. Schließlich war der Meister ihres Meisters ja hautnah dabei und hat alles miterlebt, den Einfluss der Wesen sogar gespürt. Nun spielt dieses Heft in der Ty-Yorrick-Handlung nach Das Monster vom Tempelberg und auch nach Im Zeichen des Sturms (da mal am Rande Valo erwähnt wird) und bei mir gingen die Alarmglocken an.

Wenn Ty so genau weiß, was ihr ihr Meister erzählt hat, den Kinderreim kennt und sogar geschildert bekam, welchen Einfluss diese Wesen auf die Macht hatten und – kleiner Spoiler für den Band – dass gewisse Teile der Meisterin von Coron zu Staub zerfielen, dann müsste sie doch rund um die Schlacht auf Grizal und das Schicksal von Loden Greatstorm Antworten parat gehabt haben. Genau jene Antworten, die sie dann ein paar Wochen später lässig an Bord ihres Schiffes gegenüber dem Droiden erwähnt, nur um dann nie wieder darüber zu reden. Dabei hätte Coron ein ganz beliebiger Jedi sein können und die Rahmenhandlung durch Ty hätte es auch nicht gebraucht. Hier haben sich die Autoren – speziell George Mann in diesem Fall – einfach unnötig selbst ein Bein gestellt.

Oberflächliche Botschaft

Die Handlung rund um Coron und den Kampf gegen die Namenlosen ist jedoch recht kurzweilig geraten, aber – und das ist wohl auch der Grund, wieso ich erst jetzt dazu komme – am Ende einfach zu oberflächlich geblieben. Die Figuren machen zwar Spaß und gerade der Techniker Pako ist schnell zu einem Sympathieträger für mich aufgestiegen, aber am Ende dreht sich die Handlung doch recht im Kreis und eine wirkliche Message, wie sie andere Comics für diese Altersgruppen haben, kristallisiert sich nicht so recht heraus. Ist es Vertrauen, Zusammenhalt, Freundschaft? Die Bereitschaft zur Aufopferung? Wenn ja, dann müsste dieser Punkt klarer hervortreten.

So wirkt die Handlung einfach wie eine kleine Actioneinlage, die auch den Einfluss der Namenlosen auf die Jedi nicht weiter beleuchtet. Im Gegenteil: Eigentlich ist jede Begegnung mit den Wesen nur als eine verschwommene Realität dargestellt. Keine Horrorszenen und keine tiefen Ängste. So wie wir in Die Suche nach Planet X nicht zu einem bestimmten Ort kamen, weil das für die Zielgruppe zu dramatisch gewesen wäre (siehe Der Pfad der Rache), so hätte man eben für eine eher auf jüngere Leser ausgerichtete Story vielleicht nicht die Namenlosen ins Zentrum stellen sollen. Da hilft es auch nicht, wenn man den Killcount der Wesen dann auch noch mit Nicht-Jedi in die Höhe treibt, nur, damit man diese Identifikationsfiguren nicht abschlachten muss. Aber ein Namenloser, der lieber fünf Nicht-Jedi tötet, wovon er nichts hat, da er sich durch die Macht ernährt, wirkt eben einfach zu inkonsistent zum bisher etablierten Kanon.

Klare Kanten

Die Zeichnungen von Eduardo Mello und Ornella Savarese mit den Farben von Vita Efremova und Nicola Righi sind in meinen Augen mit das Einzige, was wirklich auf die Zielgruppe passt, und konnten mich durchgehend überzeugen. Klar sind Figuren nicht so ausdifferenziert und es wird viel mit klaren Kanten und eindeutig abgesetzten Hintergründen gearbeitet, aber das Gesamtbild und die Konsistenz des Bandes machen es am Ende zu einer runden Sache. Auch einige ganzseitige Bilder der Jedi – meist am Ende der Ausgaben – wirken gerade in ihrer Einfachheit ansprechend und passend.

Leider sind die Reaktionen der Jedi und die Visionen durch die Namenlosen nicht so bildgewaltig wie etwa in Spur der Schatten, was aber eher am Medium und der Zielgruppe liegt und nicht den talentierten Zeichnern angelastet werden kann. Durch diese Einfachheit der Bilder, kann auch mit dynamischerer Panel-Platzierung gearbeitet werden, da so der Überblick trotzdem gewahrt bleibt. Zudem gelingt es, sich schnell auf sich verändernde Details einzustellen, wenn beispielsweise in der ursprünglichen Ausgabe vier etwas mit Sulas Arm passiert und die Konsistenz der restlichen Darstellung in den Panels sofort den Unterschied erkennbar macht.

Fazit

Wenn man meine Rezension liest, merkt man leicht, dass ich nicht allzu begeistert von dem Band bin. Während des Lesens habe ich durchaus Gefallen an der Action gefunden und fand auch die Figuren – vor allem Pako und Coron – sympathisch. Aber die fehlende Fokussierung auf eine Botschaft, die offensichtlich für diese Zielgruppe falsch gewählten Widersacher und die unnötigen Kontinuitätsfehler rund um das, was Ty eigentlich über die Namenlosen wissen müsste, haben mich immer wieder aus dem Lesevergnügen herausgerissen. Am Ende überzeugen in dem Comic tatsächlich vor allem die Zeichnungen, während die Hoffnung auf mehr Kontext zu Pfadfindern, Namenlosen und logische Kontinuität nicht erfüllt wurden. Der Band kann also als eine Art Abriss all der Kritikpunkte an der zweiten Phase gesehen werden und gliedert sich daher wiederum gut in ihr qualitatives Gesamtbild ein.

Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Gewinnspiel [BEENDET]

Mit freundlicher Unterstützung von Panini verlosen wir 2x Die Hohe Republik – Abenteuer, Band 6: Der namenlose Schrecken.

Um am Gewinnspiel teilnehmen zu können, müsst ihr nur nachfolgende Frage beantworten und das unten stehende Formular ausfüllen:

Welche Figur aus Phase I der Hohen Republik dient als Erzählerin der Story?

Das Gewinnspiel ist beendet!

  • Der Preis wird unter allen Einsendungen mit der richtigen Antwort verlost.
  • Nur eine Einsendung pro Person/Familie/Haushalt!
  • Einsendeschluss ist Sonntag, 26. November 2023, um 23:59
  • Der Preis wird nur innerhalb der Bundesrepublik Deutschland, Österreich und der Schweiz versendet!
  • Sämtliche gesammelten Daten dienen nur dem Zweck des Preisversands und werden nach dem Ende des Gewinnspiels und dem Versand des Preises wieder gelöscht.
  • Alle Angaben ohne Gewähr! Eine Barauszahlung des Gewinnes ist ausgeschlossen.

In diesem Sinne: Möge die Macht mit euch sein!

Update 29.11.2023 11:26: Die Auslosung

Ty Yorrick dient als Erzählerin der Story! Von den Einsendungen mit der richtigen Antwort wurden folgende:r Gewinner:in aus dem Lostopf gezogen:

  • Jonas S. aus Wadern
  • Morten E. aus Windeck

Herzlichen Glückwunsch und viel Spaß mit dem Comic!
Und vielen Dank an Panini für die Bereitstellung des Preises!

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