Spoilerwarnung: Diese Rezension enthält in einem Teil (innerhalb der Rezension gekennzeichnet) leichte Spoiler zu The Rising Storm (Im Zeichen des Sturms)!
…der Jedi wird zum Meister, wenn er sich der Angst stellt, nicht, wenn er vorgibt, sie nicht zu spüren..
Farzala Tarabal
Am 24. Mai im vergangenen Jahr erschien hierzulande Band 2 der Hohen Republik – Abenteuer bei Panini. In diesem finden sich diesmal aber nicht ausschließlich Geschichten aus der Feder von Daniel José Older, welcher all diese für Band 1 geschrieben hat, sondern auch Ausgaben aller fünf Autor*innen (Cavan Scott, Charles Soule, Justina Ireland, Claudia Gray) aus Phase 1 der Hohen Republik. Somit enthält die deutschsprachige Übersetzung die US-Ausgaben The High Republic Adventures Free Comic Book Day 2021, The High Republic Adventures #6-8 sowie das The High Republic Adventures Annual 2021. Übersetzt wurde dieser Sammelband von Matthias Wieland. Die Zeichnungen stammen unter anderem von Harvey Tolibao, Jason Loo, Jesse Lonergan und Nickolas Brokenshire. Megan Huang und Rebbeca Nalty sind hingegen für die Farben verantwortlich gewesen.
Ein Jedi hat doch keine Angst, oder?
In den ersten zwei Teilen des Sammelbandes (US-Ausgaben: The High Republic Adventures #6-7) folgen wir Farzala, Qort, Meister Obratuk und der Crew der Schiff, die einige vielleicht schon aus Claudia Grays YA-Roman Into the Dark kennen werden, auf ihrer Mission nach Bilbousa, um mit den Hutten zu verhandeln. Jedoch stoßen sie dabei, wer hätte es ahnen können, auf unerwartete Schwierigkeiten: Die Schiff wird geentert, der Parwaner, Meister Obratuk, fällt in einen tiefen Schlaf und so ist der junge Farzala plötzlich bei den Verhandlungen auf sich allein gestellt.
Sehr gelungen fand ich hier die Flashback-Szenen, in denen er sich an Holo-Aufzeichnungen des großen und vor allem furchtlosen Jedi-Meisters Tal Bota erinnert, die er sich gern früher mit den anderen Jünglingen ansah und auch nachspielte. Jedoch wird ihm während der Mission auf Nal Hutta klar, dass das Leben eines Jedi nicht so furchtlos und glorreich ist, wie er es eben aus jenen Aufzeichnungen kannte. Farzala erkennt, dass die Angst genauso wie das Lichtschwert immer Teil der Jedi ist und man sich dieser stellen muss, anstatt sie zu verbergen.
Ich finde es wirklich bemerkenswert, wie viel Charakterentwicklung Older hier innerhalb weniger Comicseiten transportiert. Besonders gefreut hat mich auch das Wiedersehen mit Geode. Der Humor, besonders in den Situationen mit den Piraten, mag vielleicht nicht allen gefallen, aber ich habe mich immer wieder sehr amüsiert und glaube, dass dieser vor allem bei jüngeren Leser*innen gut ankommen wird.
Auch der Zeichenstil und die Farben, insbesondere bei den Charakteren, Lichtschwertern und Raumschiffen, gefallen mir hier richtig gut und fangen die Stimmung auf den einzelnen Seiten perfekt ein. Die Kreaturen und Charaktere sind alle sehr detailliert gezeichnet und so lässt sich viel Ausdruck in deren Gesichtern erkennen. Sicher für jüngere Leser*innen nicht unwichtig, um die emotionale Entwicklung der einzelnen Charaktere verstehen zu können.
Angriff der Plünderdroiden (leichte Spoiler zu The Rising Storm)
Weiter geht es im Sammelband dann an einem anderen Ort: Valo. Die Nihil haben die Republic Fair angegriffen und wir befinden uns mit Ram Jomaram, Zeen, Lula und Rams treuen Begleitern Tip und Breebak am Rande der Schlacht um Lonisa-Stadt. Da entdecken sie Ty Yorrick, die von Plünderdroiden der Nihil umzingelt wird. Ram, der eines Tages unbedingt die Galaxis verändern will, hat kurzerhand eine Idee, um Ty aus ihrer Misere zu helfen.
Eine wirklich süße und kurzweilige Geschichte, die noch einmal verdeutlicht, wie wichtig die kleineren Taten sind, auch wenn sie nicht direkt die ganze Galaxis verändern. Auch Leser*innen, welche den Kampf um Valo schon aus Cavan Scotts Roman The Rising Storm kennen, bekommen durch diese Geschichte einen beeindruckenden visuellen Eindruck davon. Ursprünglich erschien diese Ausgabe sowohl zum Free Comic Book Day 2021 in den USA als auch zum Gratis-Comic-Tag 2022 in Deutschland. Schön, dass es diese Geschichte nun auch in diesen Sammelband geschafft hat.
Wieder vereint
Nach den turbulenten Ereignissen auf Valo und Nal Hutta treffen sich die Padawane wieder auf der Starlight-Station und es gibt erst einmal jede Menge Umarmungen. Doch die Nihil und insbesondere Krix planen bereits ihren nächsten Angriff auf Takodana. Ich muss tatsächlich sagen, dass mir die Zeichnungen aus diesem Teil des Sammelbands eher weniger gefallen. Gerade auf der großen Doppelseite, auf der wir den Blick über den aus Star Wars: Das Erwachen der Macht bekannten Planeten Takodana schweifen lassen, hätte ich mir wieder den realistischeren Stil vom Anfang des Sammelbandes gewünscht. Nichtsdestotrotz liefert Daniel José Older wieder grandiose Charakterarbeit ab, sodass man die Fortsetzung der Ereignisse auf Takodana in einem der kommenden Sammelbände kaum erwarten kann. Auch möchte ich noch einmal die sogenannten „Galaktischen Datenblätter“ positiv hervorheben, welche quer doch den Sammelband verteilt immer wieder eine kurze Übersicht über Planeten, Orte, Schiffe oder auch Charaktere wie die Hutts bieten. Das würde mir auch in anderen Comicreihen gefallen!
Quer durch die Hohe Republik
Die letzten Geschichten aus Band 2 stammen aus dem The High Republic Annual 2021. Hier sind fünf kurze Erzählungen quer durch die Hohe Republik zu finden. So hat jede kleine Geschichte, welche von jeweils einer/einem der fünf Story-Architekt*innen der Phase 1 geschrieben wurden, auch einen anderen Schreib- und auch Zeichenstil. Insgesamt kann ich sagen, dass mir fast alle dieser kleinen Geschichten gefallen haben und diese die Zeitspannen zwischen den anderen Werken hervorragend füllen und teilweise auch auf bereits erschienene Werke Bezug nehmen. Besonders hat es mir aber jene um Vernestra Rwoh („Erste Mission“) angetan, da diese noch einige Zeit vor der Hyperraum-Katastrophe spielt und die erste Begegnung mit ihrem Meister Stellan Gios zeigt. In der letzten Geschichte, „Die Beute“, um Porter Engle und die Nihil, konnte ich persönlich nur wenig (Charakter-)Mehrwert erkennen.
Fazit
Der zweite Band von Die Hohe Republik – Abenteuer hat mir beim Lesen sehr viel Spaß gemacht und ich glaube, besonders auch Kinder werden mit dieser Reihe und deren liebenswerten Charakteren sicher ganz viel Freude haben. Vor allem möchte ich hier noch einmal den großartigen Schreibstil von Daniel José Older und die Zeichnungen der ersten beiden Geschichten („Mission nach Bilbousa“) hervorheben. Leider haben mir die Zeichnungen im Part von High Republic Adventures #8 dann nicht ganz so gut gefallen. Auch konnten mich die kurzen Annual-Geschichten nicht alle abholen, aber das ist ja am Ende auch immer Geschmackssache. Daher vergebe ich 4 von 5 möglichen Holocrons und spreche eine klare Leseempfehlung aus!
Nun interessiert mich aber auch eure Meinung: Habt ihr den Sammelband bereits gelesen? Was hat euch besonders gefallen? Lasst es uns gern in den Kommentaren wissen!
Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!