Rezension: The High Republic: The Edge of Balance – Precedent

Der dritte Band der The Edge of Balance Reihe basiert auf einer Geschichte von Daniel José Older, die von Tomio Ogata für einen Manga adaptiert und gezeichnet wurde.

Zeitlich spielt die Rahmenhandlung während der dritten Phase der High Republic, aber es werden immer wieder Geschichten aus unterschiedlichen Perspektiven eingestreut, die überwiegend während der zweiten Phase der High Republic, genauer während und nach der Schlacht auf Dalna, spielen. Wir erleben also Meister Arkoff aus den beiden ersten Bänden zu der Zeit, als er noch ein Padawan war.

Marchion Ro hat einen Trupp Nihil nach Banchii entsandt. Sie sollen dort mit Unterstützung von Vol Garat, einem Harch, der sich als Kopfgeldjäger verdingt, nach einem Artefakt suchen, welches Ro unbedingt haben will und welches Vol Garat dort vermutet. Während sie sich dort in den mittlerweile überwucherten Jedi-Tempel hineinarbeiten, stoßen sie auf ZZ-10, einen Droiden, der einst Meisterin Ravna gehörte und der bei der Schlacht auf Dalna anwesend war, an der auch Vol Garat auf Seiten des Pfades teilnahm. Die Begegnung bringt alte Erinnerungen in Vol Garat wieder hoch und ZZ-10 berichtet ihm, was sich aus Sicht seiner Meisterin während der Schlacht auf Dalna zugetragen hat und wie sie, ihr Wookiee-Padawan Arkoff und der Jedi-Ritter Azlin Rell die Begegnungen mit dem Leveler überstanden, nachdem sie gerade noch rechtzeitig dem volllaufendem Höhlensystem entkommen waren. Und auch Vol Garat erzählt aus seiner Sicht, wie er überlebte und Zeuge des für ihn unerklärlichen Verhaltens der Jedi wurde. In der Hoffnung, eine Schwachstelle der Jedi gefunden zu haben, die er zukünftig selber nutzen kann, beginnt er, der Sache nachzugehen, und folgt Azlin Rell durch die verschiedenen Stationen seiner Genesung.

Und auch ZZ-10 und Arkoff gehen nach ihrer Rückkehr nach Coruscant den verschiedenen Spuren nach. Da sie das Rätsel nicht selber lösen können, aber um die Jedi fürchten, verbergen sie das Manuskript, welches Azlin gefertigt hat und das angeben soll, wie man mit den Auswirkungen des Levelers umzugehen hat, im Jedi-Tempel von Banchii. Die Bergung verläuft aber nicht ganz so einfach, wie es sich Vol Garat vorgestellt hat, denn die beiden haben durchaus darüber nachgedacht, wie man es schützen könnte, falls mal keine Jedi zur Verteidigung bereitstehen würden.

Die Geschichte ist überaus spannend geschrieben und schöpft aus dem Vollen der bisherigen Erzählungen, bringt aber auch zahlreiche Verknüpfungen und Ergänzungen fürs Gesamtbild und stellt am Ende auch eines der neuen Einsatz-Teams der Jedi in Phase III vor. Die Erzählung schlägt also den Bogen von der Schlacht von Dalna über die ängstliche Reaktion auf das unverstandene Rätsel bis hin zur nun entschlossenen Gegenwehr gegen die Nihil. Insofern ist sie ein gelungenes Bindeglied zwischen Phase II und III.

Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen, auch wenn mich das Verstecken des Skripts zunächst unendlich frustriert hat. Aber so ein Verhalten war wohl zur Zeit der Phase II typisch für den Jedi-Orden. Es scheint, der Jedi-Orden war sich instinktiv doch im Klaren, dass man bislang durch das forsche Vorgehen nach Außen in vielen Bereichen die eigenen Beschränkungen nur überspielt hat und doch viel verwundbarer ist, als man es sich eingestehen will. Dies ist ein Verhalten, welches man häufig – und besonders bei Personengruppen, die meinen, das Gute zu vertreten – findet, und soweit auch stimmig umgesetzt, auch wenn es uns Leser als Außenstehende nervt, weil wir zumindest eine umfassende Aufarbeitung mit Zugang zu allen Informationen im Nachhinein erwarten würden. Aber dies ist ein Schritt, zu dem solche Organisationen meist erst dann in der Lage sind, wenn sie sich weiterentwickelt haben und sich trauen können, ihre Schwachpunkte von früher anzugehen. Diese Entwicklungskurve zeigt sich in diesem Manga sehr gut und das macht auch den eigentlichen Wert dieser Geschichte aus. Aber natürlich ist es auch schön zu sehen, wie es mit der einen oder anderen Figur weitergegangen ist bzw. noch mehr zur Vorgeschichte von Arkoff zu erfahren. Besonders seine Meisterin, Ravna, fand ich faszinierend und würde gern noch mehr von ihr und ihrer Begegnung mit dem Leveler erfahren. Da ihr Ende – für Star Wars-Verhältnisse – offengelassen wurde, könnte es ja sein, dass wir im vierten Band der Reihe da noch mehr erfahren werden. Es ist nicht auszuschließen und es würde mich freuen.

Die graphische Umsetzung ist Tomio Ogata ebenso gut gelungen, auch wenn es einzelne Panels gibt, wo nicht ganz klar ist, was passiert, und man sich dies aus dem Kontext erschließen muss. Mir erscheint der Stil des Mangas zudem doch schon etwas auf die westlichen Befindlichkeiten hin angepasst zu sein, was man unter anderem auch an der Leserichtung der Panels erkennt. Aber wenn man Star Wars nutzen will, um einen größeren Kreis von Personen in die Welt der Mangas einzuführen, ist dies vermutlich der Weg, den man gehen muss, um die Hürden zu senken. Es tut dem Manga an sich keinen großen Abbruch.

Es ist also nicht verwunderlich, dass ich diesem Manga in der Gesamtbewertung fünf von fünf Holocrons gebe, auch wenn dies wegen der genannten kleinen Schwächen etwas aufgerundet ist.

Bewertung: 5 von 5 Holocrons
Bewertung: 5 von 5 Holocrons

Die englische Ausgabe von VIZ Media ist schon am 23. Mai erschienen. Die deutsche Übersetzung wird am 31. Oktober bei Panini erscheinen.

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Star Wars: Die Hohe Republik ist ein mehrjähriges Buch- und Comicprogramm, das hunderte Jahre vor den Skywalker-Filmen spielt und die Jedi in ihrer Blütezeit zeigt. Weitere Infos, News, Podcasts und Rezensionen gibt es in unserem Portal und in der Datenbank. Beachtet auch unsere Guides zur Lesereihenfolge von Phase I, Phase II und Phase III.

Wir bedanken uns bei VIZ Media für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

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