Marvel-Mittwoch: Doctor Aphra #33 und Darth Vader – Black, White & Red #3

An diesem Marvel-Mittwoch findet mit Darth Vader: Black, White & Red #3 die Sonderreihe ihre Fortsetzung. In dem anderen heute erscheinenden Heft, Doctor Aphra #33, geht das Mini-Crossover weiter, bei dem Aphra und Luke gemeinsam in den Tempel von Sason vordringen.

Achtung: Wie immer besprechen wir im Marvel-Mittwoch die Handlung des Comics, sodass sowohl der Beitrag als auch die Kommentare Spoiler enthalten können.

Es gibt keine empfohlene Lesereihenfolge, da die Hefte keinerlei inhaltliche Abhängigkeiten aufweisen. Es sei jedoch gesagt, dass der aktuelle Doctor Aphra Handlungsbogen nach dem aktuellen Darth Vader– und vor dem aktuellen Star Wars -Handlungsbogen spielt.


Doctor Aphra #33 – rezensiert von Matthias

Der Inhalt

Doctor Aphra #33 (28.06.2023)
Doctor Aphra #33 (28.06.2023)

Nach einer kurzen Rückblende auf das Jedi-Leben im Tempel von Sason springt die Geschichte in die Jetztzeit, in der sich Luke und Aphra Shaak Ti und Aayla Secura gegenübersehen. Es stellt sich aber schnell heraus, dass es sich bei den beiden nur um unbewegte Hologramme handelt. Eine weitere Sicherheitsmaßnahme, die den Tempel schützen soll. Ähnlich wie das Labyrinth an verspiegelten Gängen und die ein oder andere Täuschung und Falle zwischendurch. Auf ihrem Weg triezen sich Aphra und Luke gegenseitig ein wenig mit unangenehmen Fragen, die sich um ihre kürzlichen Rückschläge und aktuellen Defizite drehen. Dies mag zwar keine Freundschaft zwischen ihnen aufbauen, aber es schafft klare Verhältnisse, was die Einschätzung des anderen anbelangt.

Je weiter sie in die Anlage vordringen, umso mehr Zweifel bekommen sie, ob ihre ursprünglichen Annahmen über die Anlage und das in ihm verborgene Artefakt denn auch richtig sind. Phasenweise werden die Zweifel in Luke so stark, so dass er nur unter Gewaltandrohung Aphra weiter folgt. Als sie dann endlich in die Halle mit Kythoos Glocke gelangt sind, ist vor allem Aphra geschockt, wie groß diese ist und dass sie sie nicht einfach so mitnehmen kann. Aber so einfach gibt sie nicht auf. Sie entdeckt etwas an der Halterung der Glocke, was für sie wie ein Artefakt aussieht und lässt sich von Luke mittels Räuberleiter hochhieven, um das Artefakt zu entnehmen. Dabei bricht aber die Halterung der Glocke und diese zerbricht in zahllose Scherben. Und just in dem Moment, in dem sie es kaputt gemacht haben, kommt Aphra zu der Erkenntnis, dass es gar kein Artefakt ist, sondern ein Sicherheitssystem und der Tempel gar kein Tempel, sondern ein Jedi-Gefängnis ist. Wie Recht sie mit dieser Feststellung hat, zeigt sich schon im gleichen Augenblick, als der erste der Geister, behangen mit einem Macht-Amulett, direkt hinter ihnen auftaucht.

Die Umsetzung

Ein Gutteil der von Alyssa Wong erzählten Geschichte ist wie bei zweiten Heften in einem Handlungsbogen üblich eher funktional. Aphra und Luke arbeiten sich durch allerlei Fallen, Täuschungen und Hindernisse weiter ins Innere des Tempels vor. Darum herum rankt sich dann die Entwicklung ihrer Beziehung zueinander mit kleinen Einsprengseln an persönlichen Problemen, mit denen die beiden gerade zu kämpfen haben. Wirklich relevant wird es erst, als die beiden unter der Glocke, deren Klang die ganze Anlage durchdringt, stehen. So weit haben beide Charaktere sich mehr oder minder erwartungsgemäß verhalten. Aber dann begehen beide Figuren einen heftigen Charakterbruch und machen etwas völlig Schwachsinniges. Obwohl beide mittlerweile massiv Bedenken haben, dass mit der Anlage und ihrem Verständnis davon etwas nicht stimmt, zerstören sie einfach gemeinsam die Glocke, auch wenn dies nicht ihr Ziel war, sondern das vermeintliche Artefakt, in dessen Besitz ja nun auch Luke plötzlich gelangen will. Das passt einfach nicht (mehr) zu diesen Figuren. Und egal wie sehr Aphra das Wiedersehen mit Vader in die Knochen gefahren sein mag, dieser Rückfall in die unbesonnene Aphra von deutlich früher passt von vorn bis hinten nicht mehr und auch Lukes plötzlich umschwenkendes Verhalten passt nicht. Diese sinnlose Aktion stört mich massiv. Da hätte Wong einen besseren Weg finden müssen die Glocke zu zerstören, damit sich die Geschichte rund um die Geister, die in dieser Anlage gefangen sind, entwickeln kann. Das war nicht gut gelöst und hinterlässt Irritationen.

An der Arbeit von Minkyu Jung und Rachelle Rosenberg gibt es nichts auszusetzen. Sie spielen geschickt mit den Spiegeleffekten, die sich aus der Umgebung ergeben. Die Geister im Tempel sehen auch recht gut gelungen aus und erinnern mich ein wenig an die Dementoren aus Harry Potter. Wir werden sehen, wie sie sich entwickeln. Die pinke Umgebung ist glücklicherweise nicht zu aufdringlich angelegt, so dass man gut damit leben kann. Und auch Joe Caramagna hat die Geräusch-Taggs sehr schön eingepasst.

Fazit

Zweite Hefte in einem Handlungsbogen dienen ja meist der Story- und Persönlichkeitsentwicklung, insofern passt das hier vorliegende Heft schon, bis auf den doppelten, uneleganten und so nicht notwendigen Charakterbruch, der mich sehr gestört hat. Ich würde das Heft insgesamt als unterdurchschnittlich bewerten. Aber machen wir uns nichts vor, es werden doch alle dieses Heft lesen müssen, weil es Bestandteil des Handlungsbogens ist, der ja durchaus noch Potenzial verspricht.


Darth Vader: Black, White & Red #3 – rezensiert von Lukas

Weiter geht es mit der bereits vorletzten Ausgabe kreativer Episoden in reduzierter Farbpalette rund um den dunklen Lord der Sith. Unverändert bleibt dabei die Struktur in drei Abschnitte, von denen der dritte Teil von Jason Aarons Kurzgeschichte Hard Shutdown den Anfang macht. Mit nunmehr drei von vier veröffentlichten Abschnitten kristallisiert sich immer mehr heraus, dass die Geschichte nicht die Dramaturgie von vier einzelnen kurzen Abschnitten verfolgt, sondern sie sich vielmehr wie eine einzige Kurzgeschichte anfühlt, die an den notwendigen Stellen auseinandergerissen wurde. So erzählt sich auch in diesem Teil wieder wenig. Cyn und seine Männer rekapitulieren in einem zu langen Dialog die brutalen Ereignisse aus dem letzten Heft, der immer noch bewegungslose Vader überlebt Bombardements von einem Schiff, bevor er es in Stücke reißt. Zum Abschluss muss Cyn seinem unausweichlichen Schicksal ins Auge sehen, als sich Vader wieder erhebt, aber dies werden wir dann erst nächsten Monat erfahren.

Die Zeichnungen von Leonard Kirk und vor allem die Winkel, aus denen er Vader und die vielen Tode präsentiert, erhöhen den schon vom Inhalt gegebenen Eindruck, dass wir es mit dem geistigen Nachfolger von Vader Down zu tun haben. Da die Geschichte wie schon gesagt aber aufgrund ihrer Veröffentlichungsweise kaum Spannung aufbauen kann, frage ich mich, wie sie sich am Stück lesen wird. Allerdings erwarte ich jetzt auch nicht mehr als eine belanglose Vader-Kurzgeschichte mit ganz netter, aber alter Grundidee und Fütterung von Vaders Gottkomplex.

Generell scheint es in der Miniserie der Fall zu sein, dass Lord Vaders Übermenschlichkeit und Überlegenheit das einzige Thema bleibt und seine allgemeine Interpretation im Medium Comic Tribut zollt. Die zweite Geschichte Annihilated bildet da keine Ausnahme. Allein schon dass Daniel Warren Johnson Story, Zeichnungen und sogar das äußerst unkonventionelle Lettering selbst übernommen hat und die Geschichte in allen Dimensionen von einer einzigen Person erschaffen wurde, macht sie zum künstlerisch spannendsten Teil der Ausgabe. Wenn man dann noch einen ersten Blick auf die an Manga erinnernden Zeichnungen wirft, ist spätestens klar, mit was für einem Ausflug man es hier zu tun hat. Meinen persönlichen Geschmack trifft die präsentierte Geschichte leider nicht – Vader im TIE Advanced gegen eine Rebellenstaffel wurde eben schon zu oft optisch ansprechender erzählt – dennoch verkörpert die Geschichte, für welche Experimente das Black, White & Red-Konzept stehen kann (zum Beispiel für ganzgesichtige rote Tattoos des Rebellenlogos, Lol.).

Die Ausgabe wird von Diplomatic Impunity von Autor Marc Bernardin, Zeichner Stefano Raffaele und Kolorist Andres Mossa abgeschlossen, wieder mal eine Geschichte über Verrat in Vaders Umfeld und den dunklen Lord allein gegen eine ganze Rebellengarnison. Mit seinem leicht fotorealistischen Look insbesondere von Vader und Raumschiffen/Fahrzeugen gefiel sie mir optisch am besten im Heft. Andres Mossa hat außerdem dafür gesorgt, dass mir in der Geschichte nun die roten Akzente aus dem Reihenkonzept kaum noch auffielen. So fühlte sich alles sehr organisch an, auch wenn die Erzählung zu kurz geraten ist und so vor allem das gewollt dramatische Ende nicht wirken kann.

Fazit

Ja, es handelt sich bei den einzelnen Stories um keine Highlights im Heft. Ja, ich bin nach nun drei von vier Ausgaben vom Konzept etwas müde und warte nicht mit allzu sehr großer Spannung auf den Abschluss. Trotzdem sorgen die Summe und die Vielfältigkeit der Geschichten immer noch dafür, dass mir die Reihe gefällt und ich neugierig durch das neue Heft blättern konnte. Sicher hätte es sich thematisch noch auf andere Facetten der Figur Darth Vader konzentrieren können als die immer gleiche Schlachterei. Aber dafür ist die kurze Reihe auch bald zureden und präsentiert uns in Zukunft vielleicht mit anderen Figuren ähnlich spannende kreative Spielwiesen.


Doctor Aphra #34 erscheint schon am 19. Juli, mit Darth Vader: Black, White & Red #4 geht es dann eine Woche später weiter, am 26. Juli. Nächste Woche erwarten uns dann Star Wars #36 und Yoda #9: Size Matters Not, Part 3.

Wir bedanken uns bei Marvel für die Bereitstellung der digitalen Vorab-Exemplare, ohne die unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.

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