Rezension: Kopfgeldjäger, Band 4: Crimson Reign – Der Tod lässt auf sich warten

Es ist mal wieder Dienstag und damit der Tag, an dem die deutschen Comic-Sammelbände von Panini erscheinen. Neben Die Hohe Republik – Abenteuer, Band 4, zu dem wir euch in Kürze eine Gast-Rezension anbieten können, sind auch mal wieder die Kopfgeldjäger mit einem Sammelband, Kopfgeldjäger, Band 4: Crimson Reign – Der Tod lässt auf sich warten, an der Reihe. Der deutsche Sammelband enthält die fünf Hefte #18-22 der Kopfgeldjäger-Reihe, die von Dezember 2021 bis April 2022 auf Englisch erschienen sind, und spielt, entgegen dem Crimson Reign-Crossover-Banner auf dem Titel, eigentlich eher zwischen den beiden Crimson Dawn-Crossovern.

Der Inhalt

Die Geschichte dieses Handlungsbogen zerfällt in zwei Stränge, die nichts bis wenig miteinander zu tun haben.

Nachdem sein Körper am Ende des letzten Handlungsbogens endgültig versagt hat und er eigentlich schon verstorben war, findet sich Beilert Valance nun auf Befehl von Darth Vader wiederbelebt in einer ganz neuen Rolle und einem ganz neuen Körper wieder; als ein Geschöpf Vaders und zu dessen Diensten. Was an seinem alten Körper noch menschlich war, ist nun durch kybernetische Komponenten ersetzt worden und was zuvor kybernetisch war, wurde durch neue Bauteile ersetzt, die wie menschliche Körperteile aussehen. Diese massive Verwandlung trifft Valance natürlich hart, besonders der Verlust seines menschlichen Herzens, aber Vader erlaubt kein Zweifeln und Hadern, sondern zwingt ihn mit der für ihn üblichen Gewalt in sein neues Schicksal. Unter Führung von Ochi von Bestoon soll er nun die Dark Squadron anführen. Desillusioniert bezüglich der Aussichtslosigkeit von weiterem Widerstand, fügt er sich in die Rolle und beginnt, Vaders Aufträge auszuführen.

Und auch für T’ongas Team beginnt ein Umbruch. Ihre Mission, die Rettung von Cadeliah, bevor Crimson Dawn sie in die Finger bekommt, hat einen herben Rückschlag erlitten, denn Valance, den sie nun für tot halten, war ihre einzige Spur. Aber das Leben bzw. eine zünftige Wirtshausschlägerei zwingt sie zurück in die Bahn und lässt das Team wieder zueinander finden und sich neu ausrichten, während um sie herum die Auswirkungen der Crimson-Dawn-Aktivitäten sichtbar werden. Damit ist dann auch ihr neuer Gegner klar: Crimson Dawn.

Und auch Vukorah sorgt für einen Neuanfang, indem sie den alten Anführer des Unbroken Clans mit ihren Machtansprüchen konfrontiert und diese dann auch durchsetzt. Stolz kann sie Qi’ra zurückmelden, dass der Unbroken Clan nun in Diensten von Crimson Dawn stehe.

Der weitere Verlauf bringt dann die längst überfällige Konfrontation zwischen T’ongas Team und Vukorah mit dem nun von ihr angeführten Unbroken Clan.

Die Umsetzung

Ethan Sacks ist bei diesem Handlungsbogen mit der etwas undankbaren Aufgabe konfrontiert, die Zeit zwischen zwei Crossovern überbrücken zu müssen. Was passt also besser zwischen den Ausklang des einen und den Vorlauf des anderen, als ein wenig Charakterentwicklung und Profilschärfungen mittels Rückblicken zu betreiben? Genau dies setzt er dann mehr oder minder gelungen um. Aber als wäre diese Situation nicht schon anspruchsvoll genug, schickt er die bisherige Hauptfigur Beilert Valance nun auf eine Entwicklungsbahn, die ihn vorerst komplett aus der bisherigen Geschichte herausreißt und ihn mehr oder minder an die Darth Vader-Reihe überstellt, die zu jener Zeit aber eigentlich eine Ochi-von-Bestoon-Reihe ist. Von der bisherigen Kopfgeldjäger-Handlung bleibt also nur der Strang um T’onga und ihr Team übrig. Valances Auseinandersetzung mit seinem neuen, unfreiwilligen Leben fängt zwar spannend an, aber verliert sich dann sehr schnell in der Bedeutungslosigkeit eines Befehlsempfängers. Die Neuerfindung des Beilert Valance zündet einfach nicht. Gut, dass T’onga diese entstandene Lücke füllen kann. Aber auch ihr Team muss sich erst noch etwas entwickeln und zusammenwachsen. Der Handlungsstrang um Vukorah ist zu geradlinig und vorhersehbar, als dass er größere Neugier hervorrufen könnte. Schade, denn die Figur hat durchaus etwas.

Wenn man mal davon absieht, dass der Untertitel „Der Tod lässt auf sich warten“ mich doch sehr an die Titel der Allgäu-Krimis um Kommissar Jennerwein von Jörg Maurer erinnert, so ist an der Übersetzung nicht viel auszusetzen. Das eine oder andere Wortspiel im Englischen bleibt natürlich auf der Strecke, aber man hat sich schon bemüht, die Dialoge mit etwas Witz und Pfiff zu formulieren, traut sich aber wesentlich weniger als im englischen Original.

Auch auf der graphischen Seite ist der Handlungsbogen von einem Übergang beprägt, wenn auch nur übergangsweise. Ramón F. Bachs übernimmt für zwei Hefte als Zeicher von Paolo Villanelli und auch Arif Prianto wird für vier Hefte gegen Bryan Valenza getauscht. Bei eine Reihe wie Kopfgeldjäger, die vom künstlerischen Aspekt her auf einem sehr hohen Niveau läuft, ist so etwas zwar immer etwas heikel, aber wird von den beiden gut umgesetzt. Der Niveauverlust ist nur gering und die Änderung im Zeichenstil fällt auch nicht so stark ins Auge, da Valance ja durch die Operation eh ein neues äußeres Erscheinungsbild erhalten hat. Die eine oder andere Schwäche besteht natürlich, gerade was die Plastizität der menschlichen Gesichter anbelangt, aber diese versucht Bachs durch kleine Tricks mit Mützen und Schatten zu überspielen, was auch ganz annehmbar gelingt. Es gibt also nicht wirklich viel zu klagen. Es ist aber doch sehr schön, dass im letzten Heft Paolo Villanelli und Arif Prianto wieder beide dabei sind und das eingespielte Team wieder loslegen kann, was man sofort auch an der Komposition der Panels sieht.

Fazit

Ein Band voller Aufs und Abs, welcher gegenüber den anderen Handlungsbögen dieser Reihe etwas schwächer ausfällt, aber irgendwie dann doch noch den Bogen bekommt. An und für sich würde diese durchwachsene Geschichte weder eine Kaufempfehlung noch eine Warnung rechtfertigen, aber ohne diesen Band wird man die nachfolgenden Handlungsbögen nicht so recht verstehen. Es zu Lesen, ist also eine funktionelle Notwendigkeit.

Der Rezensent vergibt 3 von 5 Holocrons!
Bewertung: 3 von 5 Holocrons

Dieser Sammelband erscheint wie immer zeitgleich als Paperback und als limitierte Hardcover-Ausgabe.

Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

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