Rezension: Star Wars, Band 4: Crimson Reign – Leias teuflische Gegnerin

Während Sammelbände ja zumeist einen einzelnen Handlungsbogen zusammenfassen, ist es bei diesem Sammelband mit dem Titel Star Wars, Band 4: Crimson Reign – Leias teuflische Gegnerin doch ein etwas bunteres Potpourri an Heften, die allesamt auch noch nicht im Rahmen der Panini-Monatshefte erschienen sind. Den Auftakt macht der zweiteilige Handlungsbogen Star Wars #19: Dangerous Turn und Star Wars #20: Dangerous Lessons, gefolgt vom Einzelheft Star Wars #21: Trapped on a Star Destroyer, welches dann in den dreiteiligen Handlungsbogen aus Star Wars #22: The Last Division, Star Wars #23: The Dawn Alliance und Star Wars #24: The Final Hunt übergeht. Und weil dies noch nicht genug ist, gibt es das Jubiläums-Sonderheft Star Wars #25: Across Eras mit vier Kurzgeschichten noch dazu. Im Ganzen 160 Seiten, also mal ein dickerer Brocken.

Der Inhalt

In den beiden ersten Heften (#19-20) macht sich Luke mal etwas frei von der verzweifelten Suche nach versprengten Einheiten, die die Rebellion in den Wochen zuvor im Atem gehalten hat. Einer alten Liste von Planeten mit Jedi-Tempeln folgend, die R2-D2 in einem Archiv gefunden hat, begibt sich Luke erst nach Ilum, Arashar, Lothal und Al’doleem. Aber überall stößt er auf eine massive imperiale Präsenz. Trotzdem wagt er es, in der Ruinenstadt Am’balaar zu landen, in der nur wenige imperiale Truppen stationiert zu sein scheinen. Dort trifft er auf einen Mechaniker, der ihm von Jedi-Meister Kirak Infil’a erzählt, dem er sein Leben verdankt und der damals von Darth Vader getötet wurde, weil er den Kyberkristall des Lichtschwertes für sein eigenes wollte. Die beiden schließen Freundschaft und der Mechaniker führt Luke zu einem Lager, in dem die Sturmtruppensoldaten einen Teil der Jedi-Artefakte eingelagert haben. Dort gelingt es Luke, ein Holocron an sich zu bringen, welches eine Reihe von Schulungen enthält, in denen Yoda über die Macht referiert und die Luke fleißig studiert. Diese Studien führen ihn schließlich zum Lebenden Meer von Gaizan. Von diesem Organismus, in dem sich unterschiedliche Machtströme bündeln, verschluckt, trifft er auf eine Reflektion von Jedi-Meister Elzar Mann. Dieser spricht mit Luke über die Macht, den Prozess, sich mit dieser vertraut zu machen, und die Rolle der Jedi. Als Luke aus diesem Meer wieder auftaucht, sieht er sich noch kurz mit vielen anderen Toten konfrontiert, entdeckt und ergreift dann aber ein altes Lehrbuch in den Händen eines der Toten. So hat er nun nicht nur viel wertvolles Wissen erlangt, sondern auch ein Holocron und ein Lehrbuch.

Das dritte Heft (#21) nimmt einen anderen Handlungsstrang wieder auf, nämlich das Schicksal von Shara Bey, die bei einer Mission ein paar Hefte zuvor auf dem Sternenzerstörer Tarkins Wille zurückgeblieben ist und sich nun an Bord durchschlagen muss. Dabei hält sie aber Funkkontakt zu ihren Kameraden und hat auch einen Plan, wie sie wieder von Bord fliehen kann. Aber als offenbar wird, dass ihr Plan wohl gescheitert ist, drängt Sergeant Dameron auf eine Rettungsmission, die Inhalt des nächsten, dreiteiligen Handlungsbogens ist. Und die ist auch wirklich von Nöten, denn Shara Bey ist Commander Zahra in die Hände gefallen und die Verhörspezialisten haben sie bereits in die Mangel genommen. Und auch die Rettungsmission stößt auf unerwartete Probleme als der Sternenzerstörer, noch mit dem Rettungsteam an Bord, plötzlich in ein anderes Sternensystem springt und dort die Schiffe der versteckten, zweiten Division unter Feuer nimmt. Aber kaum dass der Angriff begonnen hat, trifft auch die übrige Rebellenflotte dort ein und ein gewaltiger Kampf beginnt.

Der folgende Handlungsbogen (#22-24) dreht sich dann auf oberster Ebene komplett um den Kampf zwischen den Rebellen und den vom Commander Zahra geführten imperialen Einheiten. Gleichzeitig läuft aber auch die Befreiungsaktion für Shara Bey. Die Schlacht im Großen bildet aber nur das Hintergrundgetöse für eine Konfrontation zwischen Commander Zahra und Leia, die am Ende auch eine Konfrontation ihrer Wertvorstellungen wird. Daher auch der etwas effektheischende Titel für diesen Sammelband. Die Auflösung passt zwar zu Leia, ist aber auch etwas pathetisch.

Zum krönenden Abschluss gibt es dann noch das Jubiläums-Sonderheft (#25) in dem Charles Soules hundertstes Star Wars-Comicscript umgesetzt wird. Dieses besteht aus vier Kurzgeschichten, die zu unterschiedlichen Zeiten zwischen Episode I und Episode IX spielen und in gewisser Weise ineinander übergehen, aber über keinen durchgehenden, inhaltlichen roten Faden verfügen. Es wird zwar gerne geschrieben, dass die letzte Kurzgeschichte nach Episode IX spielt und somit einen ersten Blick auf die Welt nach Episode IX eröffnet, aber das halte ich aus zwei Gründen für reines Marketinggetöse. 1.) Dürfte die Beerdigung von Temmin „Snap“ Wexley, um die es sich hier dreht, unmittelbar nach der Schlacht in Episode IX stattgefunden haben. Man sieht also mitnichten etwas, was zeitlich nennenswert nach Episode IX spielt. Und 2.) würde ich den Epilog des Films noch deutlich nach dieser Geschichte verorten.

Abgerundet werden die Heftinhalte dann wie üblich mit einer Galerie der US-Heftcover.

Die Umsetzung

Autor der Heftreihe ist durchgehend Charles Soule, der sich auch weiterhin redlich bemüht, die Wandlungen, die die Streitkräfte der Rebellen im Allgemeinen und die ihrer Anführer im Besonderen zwischen Episode V und VI durchlaufen, verständlich nachzuzeichnen. Ich bin froh, dass er die Geschichte nicht nur von Endgegner zu Endgegner treibt, sondern auch mal etwas ruhigere Hefte einschiebt, die sich z.B. um Lukes Suche und Verarbeitung von neuem Wissen um die Jedi dreht. Ob dies immer so sinnstiftend und gelungen ist, lasse ich mal offen, da hier vielleicht das eine oder andere mit noch geplanten Entwicklungsschritten in zukünftigen Heften zusammenhängt. Schaden tut es auf jeden Fall nicht.

Dass er mit Commander Zahra der Rebellion eine imperiale Offizierin entgegen setzt, die phasenweise kompetenter, durchtriebener und skrupelloser als Darth Vader wirkt, ist durchaus erfrischend, verursacht auf der anderen Seite aber auch einen beachtlichen Materialverschleiß, was meiner Meinung nach zu zu viel Rumgeballer führt, welches der Handlungsentwicklung oftmals eher abträglich ist. Andere werden so etwas aber als charakterbildend für Star Wars ansehen.

Mit den vier Kurzgeschichten aus dem Jubiläumsheft zum hundertsten Star Wars-Skript von Charles Soule kann ich nicht so viel anfangen. Sie sind nicht schlecht, aber ihr Beitrag zum Ausbau des Star Wars-Universums erscheint mir etwas gering. Sie erzählen vier Geschichten aus vier unterschiedlichen Zeiträumen. Schön, dass mit diesen die eine oder andere Begebenheit abgehandelt wurde, aber mehr ist auch nicht dahinter. Für ein Jubiläumsheft und einen Autor wie Charles Soule, dem man für diese Heft komplett freie Hand gelassen hat, hätte ich mir da mehr erwartet.

In der Star Wars-Hauptreihe ist es ja seit dem Neustart üblich, dass mit jedem Handlungsbogen der Zeichner wechselt. Bei all den kurzen Handlungsbögen, die in diesem Band zusammengefasst sind, tritt dies hier besonders deutlich zu Tage. Für die Hefte #19-20 war Marco Castiello verantwortlich. Im Heft #21 kam dann Ramon Rosanas hinzu, der anschließend die Hefte #22-23 allein zeichnete und in Heft #24 dann Zuarbeit von Madibek Musabekov erhielt. Im Jubiläumsheft wurde dann jede der vier Kurzgeschichten von einem anderen Künstler gezeichnet. Und auch bei den Kolorierungen kamen noch einige andere Künstler zum Einsatz als nur Rachelle Rosenberg, die sonst durchgängig diese Reihe bearbeitet hat. Diese hier so deutlich erlebbare Vielfalt an Zeichenstilen finde ich durchaus interessant. Und auch ihre Qualität ist auf einem guten Level, wenn man mal davon absieht, dass Marco Castiello eine etwas eigenwillige Art hat, die Plastizität der Gesichter zu erzeugen. Auf mich wirken seine Schattierungen irgendwie immer wie Schmutzstreifen, aber auch das ist nichts, was mich jetzt wirklich stören würde.

Fazit

Dieser Sammelband zeigt sehr gut die Heterogenität der Star-Wars-Hauptreihe, die durch die Vielzahl der klassischen Helden und ihre jeweiligen Abenteuer sehr viel fragmentierter und episodenhafter ist als die meisten anderen Serien, die auch im Hinblick auf Autoren und Künstler komplett aus einem Guss sind. Insofern ist dieser Sammelband recht interessant, weil er an einem Ort eine Vielfalt zeigt, die einem beim Betrachten der jeweiligen Einzelheft so nicht so leicht und deutlich auffällt.

Dieser Sammelband erscheint wie immer zeitgleich als Paperback und als limitierte Hardcover-Ausgabe.

Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

8 Kommentare

    1. Ja, das Crossover beschränkt sich aber im Wesentlichen auch die Zusammenarbeit von Leia mit Qi’ra und halt den allgemeinen Entwicklungen. Es ist in Hinsicht auf die Überlappung von der Intensität nicht mit dem ersten Crossover vergleichbar, wo es ja Schlüsselszenen gab, die in jedem der Hefte vorgekommen sind. Dieses Crossover ist mehr ein Parallelflug mit gelegentlichen Überlappungen.

      Die drei Crimson Dawn Crossover, von dem „Crimson Reign“ das zweite ist, bestehen ja immer aus der gleichnamigen Mini-Reihe, ein paar Sondereinzelheften und den Heften der vier regulären Reihen „Star Wars“, „Darth Vader, „Doctor Aphra“ und „Bounty Hunters“.

    2. @Darth Padawan

      Einen Leitfaden bedarf es bei diesem zweiten Crossover nicht.
      Ich würde empfehlen die Mini-Serie als erstes zu lesen und danach dann ganz frei welche Reihe einen am meisten interessiert. Man muss auch nicht alles gelesen haben, um alle notwendigen Puzzlestücken einzusammeln.

      Wir werden sehen, wie es sich mit dem dritten Crimson Dawn Crossover, Hidden Empire, verhält, welches ja gerade anfängt und euch dann natürlich berichten.

  1. Wie viele Sammelbände gehören denn zur „Crimson Reign“ Reihe?
    Bzw kommt nach diesen 4 noch was auf Deutsch?:

    Crimson Reign: Die scharlachrote Königin
    Star Wars, Band 4: Crimson Reign – Leias teuflische Gegnerin
    Doktor Aphra, Band 4: Crimson Reign – Ewigkeit
    Kopfgeldjäger, Band 4: Crimson Reign – Der Tod lässt auf sich warten

    1. Darth Vader, Band 4: Crimson Reign – für Ende Feb 2023 auf Deutsch geplant
      Darth Vader, Band 5: noch kein deutscher Titel und Veröffentlichungstag
      Doktor Aphra, Band 5 – noch kein deutscher Titel und Veröffentlichungstag
      Kopfgeldjäger, Band 5- noch kein deutscher Titel und Veröffentlichungstag

      Wobei man wirklich sagen muss, dass es lediglich Anknüpfungspunkte sind, man die darin enthaltenen Hefte also nicht unbedingt fürs tiefere Verständnis haben muss. Kein Vergleich zum ersten Crossover.

    2. Danke!
      Gibt es denn irgendwo eine Übersicht wo ich sowas direkt nachgucken kann? Hier in der Datenbank sind die ja noch nicht alle drin, und die Panini-Seite finde ich ja ganz schlimm…..

    3. Wir werden im Laufe der nächsten 1-2 Wochen das Panini-Programm 2023/1 in der Datenbank haben und dann kannst du das hier auch nachlesen. Und eventuell machen wir dann auch noch eine Übersichtsmeldung zu Crimson Reign… ist an sich zwar nicht nötig für eine Lesereihenfolge, aber einfach, weil es die Leute verwirrt, vielleicht doch hilfreich.

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