Rezension: Galaxy’s Edge: A Crash of Fate von Zoraida Córdova

Am Dienstag, dem 6. August veröffentlicht Disney-Lucasfilm Press einen weiteren seiner gefeierten YA-Romane, nämlich Galaxy’s Edge: A Crash of Fate von Zoraida Córdova. Das Buch, welches im Herbst auch bei Panini als Schicksalsschlag auf Deutsch erscheint, gehört zur Begleitliteratur des titelgebenden Themenparks und spielt wenige Monate nach den Ereignissen von Star Wars: Die letzten Jedi. Mit freundlicher Unterstützung von Disney durfte ich das Buch bereits vorab lesen und kann euch heute meine Rezension präsentieren.

Die Prämisse: In diesem Buch, das vollkommen ohne die Größen der Saga auskommt und selbst den oft erwähnten Hondo Ohnaka nie selbst auftreten lässt, geht es um die Kindheitsfreunde Julen Rakab („Jules“) und Izal Garsea („Izzy“), die gemeinsam auf Batuu aufgewachsen sind, bevor Izzy eines Nachts mitsamt ihren Eltern vom Planeten verschwand. Jules blieb zurück und fristete ein Dasein als Helfer auf den örtlichen Farmen oder Bote im Dienste des mächtigen Ithorianers Dok-Ondar. 13 Jahre nach ihrem Verschwinden kehrt Izzy alleine nach Batuu zurück, mit einem mysteriösen Paket für Dok-Ondar im Gepäck, und prompt begegnet sie Jules wieder und verwickelt ihn unweigerlich in ihre zwielichtigen Geschäfte… In einer Handlung, die – von Prolog und Epilog abgesehen – genau einen Tag abdeckt, bekommen es die beiden alten Freunde mit allerlei Widrigkeiten zu tun, die von Schmugglern und Kopfgeldjägern bis hin zu ihren eigenen Gefühlen füreinander reichen…

Kontinuität: Die Hauptquelle für Anspielungen in diesem Buch ist natürlich Galaxy’s Edge, denn die rasanten Abenteuer der beiden Protagonisten führen sie in sämtliche Ecken des Black-Spire-Außenpostens und dessen Umgebung. Dabei hat sich Córdova zumeist erfolgreich bemüht, diese Einbindungen verschiedener Orte, Geschäfte und Personen natürlich zu gestalten – sogar den Star Tours-Droiden und jetzigen DJ Rex hat sie untergebracht – doch bei manchen Anspielungen merkt man, dass die ganze Handlung hier einen Schlenker machen musste, um z.B. in Hondos Büro einzubrechen. Glücklicherweise gelingt es Córdova später, diese Ausflüge alle mit einem „Payoff“ wieder relevant zu machen. Weiterhin bekommen wir sehr vage Anspielungen auf den Stand der Galaxis nach Die letzten Jedi und sowohl Widerstand als auch Erste Ordnung spielen kleinere, aber entscheidende Rollen in diesem Buch, das sich sonst eher auf gewöhnliche Bürger im Schatten des großen Konflikts konzentriert. In puncto „Kontinuität“ mit der realen Welt fand ich es andererseits in meiner Funktion als Spanischlehrer schön, Namen wie „Belen“ oder Begriffe wie „cenote“ in einem Star Wars-Buch zu lesen – hier merkt man Córdovas biographischen Hintergrund.

Die Charaktere: Córdova halte ich zugute, dass sie mit Izzy und Jules zwei glaubhafte Charaktere geschaffen hat, deren Abenteuern man gerne folgt. Die Kapitel des Buchs sind meist abwechselnd mit „Izzy“ und „Jules“ betitelt und folgen ausschließlich ihren beiden Perspektiven. Dennoch muss ich klar sagen, dass Izzy ungleich interessanter ist als Jules, da durch sie und ihre zunächst mysteriöse Vergangenheit Spannung in die Handlung kommt und Jules außer seiner freundlichen Persönlichkeit und großer Muskeln wenig Spannendes zu bieten hat. Man hoffte wohl, hier eine ähnlich interessante Konstellation wie in Lost Stars hinzubekommen, doch so gegensätzlich sind Izzy und Jules gar nicht – im Gegenteil, auch nach 13 Jahren Abwesenheit ist es fast so, als wären sie nie voneinander getrennt gewesen, und sie verstehen sich die meiste Zeit blendend. Das hat zwar auch etwas Erfrischendes, da man funktionierende Freundschaften und Beziehungen in Star Wars selten sieht, ist aber nicht gut für die Spannung.

Spannungskurve: Wenn ich an Córdovas Stil etwas kritisieren würde, dann ihre Angewohnheit, die erzeugte Spannung viel zu schnell wieder aufzulösen. Wendungen, die längerfristig Spannung hätten aufrecht erhalten können, werden durch Enthüllungen oder Versöhnungen im Kapitel danach wieder zunichte gemacht. Darüber hinaus spielt alles auf einem sehr kleinen Maßstab – „low stakes“ würde man auf Englisch sagen – und ohne Anbindung an größere Konflikte, sodass auch keine Grundspannung herrscht. Andererseits bleiben manche wirklich interessante Fragen über Izzys Mutter offen und auch der Epilog macht Lust auf ein Wiedersehen mit den Figuren, sodass ich mich frage, ob A Crash of Fate nur eine „Origin Story“ war, oder – genau wie Lost Stars – ein weiteres Kanonbuch mit neuen Figuren ist, die man möglicherweise nie wieder sehen wird.

Charakterstudie? A Crash of Fate weigert sich also, über die Privatschicksale der Figuren hinaus Spannung aufzubauen, obwohl es durchaus Elemente gibt, die zu einem kleineren Wüsten-Showdown am Ende führen, der auch wieder sehr schnell und unspektakulär aufgelöst wird. Mit der Fokussierung auf die Charaktere und dem geringen Einsatz hat es mich bisweilen an die Breaking Bad-Folge „Fly“ erinnert, die damals das Fandom jener Serie spaltete. Als Charakterstudie taugt A Crash of Fate indes aber nicht, denn die Figuren sind ja neu eingeführt und für den Leser damit nicht inhärent so interessant wie Walter White und Jesse Pinkman für die Breaking Bad-Fans.

Fazit: A Crash of Fate ist sicher nicht für jeden. Es ist nicht sonderlich spannend, aber – gerade wenn man harmonische Liebesbeziehungen mag – schön geschrieben und unterhaltsam. Stellenweise merkt man dem Buch auch an, dass es als Tie-in zu einer Parkattraktion geschrieben wurde, so eigenständig es sonst auch ist. Wer sich darauf einlässt wird sich danach aber nicht nur im Black-Spire-Außenposten perfekt auskennen, sondern auch in künftigem Material aus der Ära nach den beiden Figuren Ausschau halten. Anders als z.B. bei Queen’s Shadow oder anderen YA-Romanen verpasst man aber auch nichts Weltbewegendes, wenn man das Buch nicht liest.

Wir danken Disney-Lucasfilm Press herzlich für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

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